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Der vergessene Engel
27.12.2020
Ich glaub, wir haben den Engel vergessen.
Den auf dem Feld. Wir sind zu schnell
losgerannt, zusammen mit den aufgeregten Hirten,
begierig, das große Wunder nicht zu verpassen.
Das LICHT. Wir sind zu schnell losgerannt zum Stall.
Das Kind, der neue König, die außerordentliche Geburt.
Welch eine Nachricht! Wir wollten es unbedingt sehen.
Wir wollten dabei sein.
Aber der Engel, der ganz zuerst auftauchte,
der, der uns zurief, dass wir uns nicht fürchten sollen,
der es wagte, vom Frieden zu sprechen,
den haben wir stehen lassen, unter dem großen,
dunklen, unendlichen Himmel. Auf dem Feld.
Ganz einsam. Wir haben den Engel vergessen
und das, was er zuerst sagte.
Dass wir uns nicht fürchten sollen!
Dass Frieden möglich ist.
Heute. Morgen. Jeden Tag.
Wenn wir es nur wollen.
(D. Bewernitz)