Rückenschmerzen:

Nach neuen Untersuchungen verschwinden akute Beschwerden in 90% der Fälle Innerhalb weniger Wochen von allein - unabhängig davon wie und von wem sie behandelt wurden, sagt Richard Deyo von der Universität Seattle. Nur bei 8-10% der Patienten haben die Beschwerden ernste Ursachen. „Bettruhe und Schonung sind unwirksam und können sogar schädlich sein“ erklärte Maurits van Tulder, Epidemiologe an der Uni Amsterdam. Am Wichtigsten wäre es, körperlich aktiv zu bleiben oder zu werden, sowie die Linderung des Leids mit bestimmten Schmerzmitteln. Nur wenn die Rückenschmerzen länger als drei Monate anhalten, ist eine Kombination von Arzneimitteln,Physiotherapie, Rückenschule und psychologischer Unterstützung sinnvoll. Psychosoziale Faktoren sind bei akuten Beschwerden mindestens so wichtig wie degenerative Prozesse. Wer mit seiner Arbeit nicht zufrieden ist, geringes Gesundheitsbewußtsein hat, wer depressiv ist, gestreßt oder ängstlich, ist häufiger von chronisch werdenden Beschwerden betroffen. Dieses „bio-psycho-soziale Modell des Rückenschmerzes wird kaum berücksichtigt, da die heutige „Drei-Minuten-Medizin“ dafür die Zeit nicht findet. Kann der Patient sein Leiden durch Aufklärung verstehen, und ist er sich über die Bedeutung von Bewegung und Eigenverantwortlichkeit im Klaren, so geht es Ihm auch besser. (SZ vom 20.2.01. S.V2/14 Barbara Ritzert)

Illusion oder die Realität im Lebensmittelmarkt! Wissen wir noch, was wir essen?

Wenn wir uns bewußt machen, daß die Jahresproduktion an Vanille ca.100 Tonnen beträgt, künstliches Vanillin aber ca.12000 Tonnen jährlich hergestellt werden, oder daß die Welternte an Erdbeeren nur ca. 5% des USA Bedarfs decken kann, kommen einem schon Zweifel. N. Fischer, Dragoco Entwicklungschef, bringt den Zustand auf einen Nenner: „ Hedonismus in jeder Form, alle konsumieren und alle verdrängen. Alle verdrängen total. “ Der Verbraucher hat keine Chance, er bekommt, in der Regel, auf der Verpackung nur zwei Worte zu lesen: mit Aromen. Der Gesetzgeber will nicht den mündigen Verbraucher, er ist der Freund der Industrie. Er erlaubt von natürlichen Aromen zu sprechen, wenn der z.B. Erdbeergeschmack aus Pilzkulturen oder Bakterien gewonnen wird. Ob dieses System nicht irgendwann auf uns zurückfällt, wie jetzt die Massentierhaltung? Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer meint: Der Körper weiß, wenn er eine Speise riecht, und seine Sinne gereizt werden, was auf Ihn zukommt. Er beseitigt Überschüsse an Enzymen, verschrottet sie, schüttet neue aus, plant und steuert in unvorstellbarer Komplexität. Und dann ist in der Speise nicht enthalten, was der Körper erwartet. Was er gerochen hat. Es ist fake food. Der Duft barg nicht die Wahrheit, war im Grunde eine Lüge. Das muß der moderne Mensch lernen, dass er seiner Nase, seinem Gaumen nicht mehr trauen darf. Der Mensch ist flexibel, er stellt sich auf die veränderten Bedingungen ein. Der Mensch verlangt irgendwann nicht mehr nach dem Original, sondern nach dem billigen Ersatz. Kinder kann man noch einfacher daran gewöhnen, Futterprägung nennt das der Fachmann, sie kennen bald nicht mehr den Naturgeschmack, sondern wollen nur noch den, weil auf wenige Komponenten reduziert, intensiveren Kunstgeschmack. Die Industrie erzieht sich ihre Kunden. Oder ist Manipulation der härtere Ausdruck. „ Denn wir wissen nicht, was wir tun “. Wir leben im lebendigen Experiment und werden erst in der Zukunft erfahren, wie die Auswirkungen für den Menschen sind. ( SZ vom 9.3.01. S.3 Birk Meinhardt ) Es geht auch anders: Im Naturkostbereich müssen die Hersteller auf diese Art von „natürlichen“ Aromen in drei Jahren verzichten.

Histamin- und Glutamatunverträglichkeit

Das moderne Ernährungswissen geht weiter und findet neue Probleme, zum Teil auch vom Menschen selber verursacht. Mehrere Krankheitsbilder, wie Allergien, Migräne, Neurodermitis und Magen- Darmkrankheiten, um nur einige zu nennen, können mit der Ernährung in direktem Zusammenhang stehen. Die Ernährung ist dabei ein Teil eines multifaktoriellen Geschehens. Nehmen wir als Beispiele die Histamin- und die Glutamatunverträglichkeit. Interessanterweise sind beide Stoffe Neurotransmitter, damit auch sehr komplex im Körpergeschehen eingebunden. Die moderne Nahrungsmittelindustrie berücksichtigt bisher diese Krankheiten in keiner Weise, selbst wenn nur ein kleinerer Prozentsatz der Bevölkerung an Problemen leidet. Die Glutamatproduktion steigt in rasendem Tempo. Ebenso werden immer mehr Lebensmittel und Zusatzstoffe mit biotechnologischen Methoden erzeugt, bei denen Bakterien und Schimmelpilze benötigt werden, die den Histamingehalt in der Nahrung erhöhen können, man denke nur an die Aromenerzeugung. Histamin ist ein biogenes Amin und steht als Neurotransmitter mit der allgemeinen allergischen Reaktion in direktem Zusammenhang. Eine Histaminunverträglichkeit oder Histaminose kann durch vermehrte Zufuhr von Histamin oder einem Mangel am histaminabbauenden Enzym Diaminooxidase (DAO) verursacht sein. DAO wird hauptsächlich in der Dünndarmschleimhaut gefunden, so dass auch ein Magen-Darminfekt die Histaminose verschlechtern kann. Histaminreiche Lebensmittel sind allgemein durch Bakterien oder Pilze vergorene und gereifte Lebensmittel. Dazu gehören Fischkonserven, gereifte Käsesorten, geräucherte Wurstwaren, Bohnen und Hülsenfrüchte( wie Soja und Erdnüsse), Sauerkraut, Rotwein, Hefe und Würzextrakte wie Maggi. Scharfe Gewürze begünstigen die Histaminaufnahme im Magen- Darmsystem. Alkohol hemmt die DAO, ebenso Kakao, schwarzer und grüner Tee, Matetee und Energy-Drinks mit Theobromin. Histaminliberatoren, Nahrungsmittel, die Histamin freisetzen, sind z.B. Zitrusfrüchte, enzymhaltige Früchte wie Ananas und Papaya, Bananen, Birnen, Nüsse und eventuell auch Zusatzstoffe wie Glutamat, Benzoate, Farbstoffe, Sulfite und Nitrite. Auch Schimmeltoxine (Aflatoxine) können Histamin freisetzen, sie sind in vielen Lebensmitteln enthalten, z.B. Getreide, Käse, Nüsse, Mais, Soja. Durch diese Lebensmittel können sich allergische Reaktionen verschlimmern. Bei körperlicher Anstrengung und seelischer Erregung (Prüfungsnervosität) schüttet der Körper vermehrt Histamin aus. In der Zeit von Infektionskrankheiten und geschwächtem Immunsystem ist der Körper empfindlicher auf histaminreiche Ernährung. Es gibt Medikamente, die das Enzym DAO blockieren, z.B. Acetylcystein, Ambroxol, Metamizol, Metoclopramid und andere. Die Glutamatproduktion ist seit den 70er Jahren geschätzt um das Fünffache auf circa1,5 Millionen Tonnen im Jahr gestiegen. Die Glutaminsäure spielt im Zellstoffwechsel eine wesentliche Rolle, da sie über den Citratzyclus in Verbindung zum Kohlenhydratstoffwechsel steht. Sie ist an der Bildung von Aminosäuren beteiligt und bindet das beim Proteinabbau freiwerdende Ammoniak unter der Bildung von Glutamin, dies ist eine wichtige Entgiftungsreaktion im Körper. Glutamat ist der wichtigste erregende Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Es kommt nur im Gehirn vor. Glutamat ist für die fünfte Geschmacksrichtung Umami (wohlschmeckend) verantwortlich. Erst durch Nukleotide (GMP, IMP), die aus zerfallenden Zellkernen stammen, wird der Geschmack Umami verstärkt. Es kommt in vielen Lebensmitteln vor, wie reifen Tomaten, reifem Käse, Hefe, Stärke, Soja, in Asien in Fischsaucen und Algenextrakten, die alle natürliche Geschmacksverstärker sind. Die künstlich zugesetzten Glutamatmengen sind in der Regel sehr viel höher, als die natürlichen Vorkommen. So ist in einer normalen Mahlzeit mit Glutamatzusatz die circa 400-fache Menge des Glutamatgehalts eines Hühnereis enthalten. Glutamat soll Aromaverluste, die auf Grund der Verarbeitung auftreten, ausgleichen. Es täuscht eine höhere Geschmacksqualität und Geschmacksintensität vor, qualitativ schlechtere Lebensmittel werden künstlich aufgewertet. Dazu kann der Glutamatgeschmack dazu führen, dass der natürliche Geschmack von Lebensmitteln als fade empfunden wird. Es ist ein Mastmittel, das heißt, die normale Appetitregulation des Sättigungszentrums im Gehirn wird beeinflusst, und Menschen essen weiter, obwohl der Körper eigentlich genug hat (das Beispiel Kartoffelchips kennt jeder). Glutamatzusätze sind in Schweden wegen möglicher Nebenwirkungen verboten, und auch in Deutschland in Babynahrung nicht erlaubt. Glutamat ist wahrscheinlich auch für das so genannte Chinarestaurant-Syndrom verantwortlich, eine Überempfindlichkeitsreaktion mit Kopfschmerz, Übelkeit und anderen Symptomen. Langzeituntersuchungen der künstlichen Glutamatzusätze auf die Gehirnwirkung gibt es nicht, diskutiert werden Auswirkungen auf das hyperkinetische Syndrom und andere Hirnerkrankungen.